In der Halloween-Nacht – „Oíche Shamhna“, wie sie genannt wird –, wenn die Grenzen zwischen den Welten verschwimmen, wird die achtjährige Lucy Willowby in ihrem viktorianischen Haus unruhig. Angezogen von einem leisen Rascheln hinter der Tapete, zieht sie eine Ecke zurück und entdeckt eine Miniaturstadt aus Papier, die in goldenes Licht getaucht ist.
Während sie die Straßen erkundet, erlebt sie Freude und Staunen unter den zerbrechlichen Papierwesen und trifft ihren Papierzwilling – ein zartes Echo ihrer selbst.
Die Stadt unterliegt jedoch alten Regeln: Sie wird Lucy behalten, weil sie an „Oíche Shamhna“ gekommen ist und sie ihren wahren Namen kennt. Was als Spiel beginnt, wandelt sich in einen stillen Kampf zwischen Willenskraft und Freundlichkeit – Lucy muss sich ihren Weg zurück erkämpfen, bevor sich die Wände wieder schließen.
Während die Papierwelt dunkler wird, wird ihre Geometrie traumhaft – ein Spiel aus Licht und Schatten, inspiriert vom frühen Deutschen Expressionistischen Kino, in dem Emotionen die Straßen verbiegen und Angst den Horizont neu zeichnet.
Begleitet von einem eindringlichen Soundtrack mit Titeln von Epidemic Sound und einem eigens für Lucy komponierten und von Wolfgang D. Schott auf einem traditionellen Irischen Akkordeon gespielten Thema, erinnert der Film an die keltischen Ursprünge von Halloween: „Oíche Shamhna“ – eine Nacht der Einladung und der Rückkehr.
Eingebettet in eine schwarz-weiße Rahmenhandlung, in der die erwachsene Lucy sich an diese längst vergangene Nacht erinnert, verwischt „Wallpaper World“ die Grenzen zwischen Erinnerung und Mythos, Kindheit und Jenseits. Die Atmosphäre schwankt zwischen Zärtlichkeit und Angst – eine Geschichte, in der Freundlichkeit die Waffe und Neugier der Schlüssel ist.